Geschichtliche Zusammenfassung

Die slowenische Minderheit in Österreich ist eine autochthone, das heißt sie ist schon seit Jahrhunderten auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer Kärnten und Steiermark ansässig. Slawische Stämme besiedelten im Zuge der Völkerwanderung das Gebiet und gründeten um 630 das Fürstentum Karantanien. 788 wurde das Gebiet ein Teil des Fränkischen Reiches. Im Hochmittelalter eroberten es schließlich die Habsburger. (vgl. Baumgartner, 1995, 29) Bauernaufstände und Türkeneinfälle prägten den kommenden Jahrhunderten; von nationalen Spannungen war nichts zu spüren. Während der absolutistischen Herrschaft wehrten sich die Slowenisch- und die Deutschsprachigen gegen das Niederdrücken ihrer gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Entwicklung. Die deutsche Sprache gewann als Vermittlungs-, Verwaltungs- und Amtssprache bei der städtischen Bevölkerung an Bedeutung. (vgl. Bogotaj, 1989, 49f). Die ländliche, bäuerlich geprägte Bevölkerung blieb jedoch slawisch und machte um 1880 etwa ein Drittel der Kärntner Bevölkerung aus. (vgl. Domej, 1982, 11).

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Wunsch nach Gleichberechtigung geäußert. Im ersten Weltkrieg eskalierte die Situation. Slowenen wurden aufgrund der vermutlichen Staatsfeindlichkeit verhaftet und verfolgt. 1918 besetzte die Armee des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen (des SHS-Staates) Teile von Südkärnten und verkündete Besitzansprüche. In Friedensvertrag von Saint-German wurde eine Volksabstimmung für den 10. Oktober 1920 festgelegt, bei der 59 % für den Verbleib bei Österreich stimmten. Auch viele Kärntner Slowen_innen stimmten für Österreich, was unter anderem mit den sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bedingungen zu erklären ist. (vgl. Baumgartner, 1995, 31f) 1938 begann mit dem Anschluss zu Deutschland ein systematischer Prozess der Durchsetzung des „Deutschtums“ in Kärnten. Die slowenische Sprache wurde verboten, „Der Kärntner spricht deutsch“ – wurde proklamiert. In der Schule wurde der slowenische Unterricht eingestellt, slowenische Vereine wurden aufgelöst. Slowenen wurden massiv bedroht, verhaftet, vertrieben, deportiert und ermordet. (vgl. Domej 1982, 11ff). Zu dieser Zeit schlossen sich viele der Partisanenbewegung an, einer antifaschistischen Widerstandsbewegung, die gegen das nationalsozialistische Regime kämpfte. Sie waren die gewichtigste militärisch organisierte Widerstandsbewegung in Österreich. 1949 gab Jugoslawien seinen Gebietsforderungen auf; als Ausgleich wurde im Staatsvertrag von 1955 im Artikel 7 für den Minderheitenschutz in Österreich eingerichtet. Trotzdem kam es in den folgenden Jahrzehnten zu zahlreichen Ereignissen, die der Minderheit viel Schaden zufügten. (vgl. Branz et al, 2011 5ff) Ein Großteil der Slowen_innen hielt dem Assimilationsdruck nicht stand. Die Minderheit hat sich zahlenmäßig stark reduziert. (vgl. Baumgartner, 1995, 35)