Aktuelles Spannungsfeld: Zweisprachigkeit

Diskriminierungen im öffentlichen Raum, darunter zu verstehender Verspottung, Beschimpfung, Gewaltandrohung oder tatsächliche Ausübung von Gewalt begleitet die slowenische Minderheit in Kärnten/Koroška zunehmend seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Diesbezüglich konkrete Zahlen über Diskriminierungen und Diskriminierungsopfer zu finden ist schwer, da viele ihr Schweigen noch nicht gebrochen haben und es auch darüber sprechen wollen. Jedoch sprechen auch viele Kärntner Slowen_Innen, die bereits diskriminiert wurden, über das, was ihnen widerfahren ist. In den letzten Jahren ist immer wieder zu hören und zu lesen, dass im öffentlichen Raum immer weniger Fälle von Diskriminierung bekannt werden und dass sich das Klima in Kärnten/Koroška im Vergleich zu den 80-er Jahren verbessert hat. (vgl. Volkgruppen ORF, 2019, o.S).

Ein altbekanntes Konfliktthema seit Jahren ist das Thema der zweisprachigen Ortstafeln. Bei den Kärtner Slowen_innen wird dieser Begriff häufig mit dem ‚Ortstafelsturm‘ aus den Siebzigerjahren assoziiert, oder mit der Tatsache, dass vor fast zehn Jahren einige zweisprachige Ortstafeln aufgestellt worden sind. Die Thematik ist damit in den Köpfen der Bevölkerung noch nicht überwunden, wie Vorfälle aus jüngster Vergangenheit zeigen. Am Anfang des Jahres 2021 wurden an zweisprachigen Ortstafeln die slowenische Bezeichnung mit Lack beschmiert. (vgl. Volksgruppen, 2021, o.S.) Es zeigt, dass es noch immer kein friedvolles Miteinander gibt, welches oft versucht wird, zu vermitteln.

Es ist immer wieder zu hören, dass in den siebziger und achtziger Jahren die SchülerInnen, die den zweisprachigen Unterricht oder das Slowenische Gymnasium in Klagenfurt besucht haben, am Schulweg massiv beschimpft wurden, z.B. mit „Rot-weiß-blau – windische Sau“. In einigen Schulen wurden SchülerInnen benachteiligt und erniedrigt, wenn sie als SlowenInnen geoutet waren. Darüber gibt es kaum Informationen oder Literatur. In diesen Jahren haben auch viele Familien die slowenische Sprache aufgegeben, weil sie so den Kindern etwas Gutes tun wollten, de facto haben sie aber ihnen eine Sprache genommen, die Viele von ihnen in heutiger Zeit gebraucht hätten oder noch brauchen würden. Damit gingen und gehen auch die slowenischen Dialekte in Kärnten verloren. Heute finden solche Beschimpfungen kaum oder nur vereinzelt statt.

Auch im Sport, welcher seit jeher als eine Metapher für das Leben und den Puls im Raum und Zeit gilt, werden immer wieder Diskriminierungen bekannt. Auf Sportplätzen und Tribünen sollte der Sport als etwas Schönes und Edles erlebt werden. ‚Dabei sein ist alles‘ und ‚Sport verbindet‘ sind Parolen, die jede/r selbsternannte Sportliebhaber_in verinnerlicht haben sollte. Leider ist dem nicht immer so. In den letzten Jahren hat sich viel zum Besseren gewendet, bemerkt Marijan Velik (Velik, 2020), Vorsitzender des Slowenischen Sportverbandes/Slovenska športna zveza und des Sportpresseklubs Kärnten. Er meint, dass sowohl der Slowenische Sportverband als auch das klare Auftreten Einzelner zu einer positiven Entwicklung beigetragen haben. Man merkt zwar, dass im Hintergrund immer noch Nationalismen schwellen, er fügt jedoch hinzu, dass sich solche Personen fast nicht mehr aus ihren Höhlen trauen, da sie jetzt in der Minderheit sind. Die Gefahr sieht er darin, dass solche Dinge im Untergrund versteckt ablaufen. Es wird nicht möglich sein, den Nationalismus ganz auszurotten, da es immer Personen geben wird, die dementsprechend ausgerichtet sind. In die Zukunft blickt Velik jedoch mit Optimismus, da es immer weniger dieser unverbesserlichen, rückwärtsgewandten Personen gäbe.